Migration wird als schicksalhaft in der menschlichen Existenz empfunden – Menschen sind zu allen Zeiten aus unterschiedlichen Ursachen und Gründen von ihr betroffen. Migration ist ein einschneidender Vorgang, der zumeist mit dem Abbruch eines bisherigen Lebensverlaufs beginnt und in einen existenziellen Neuanfang mündet. Die Betroffenen – Zuwanderer bzw. Migranten – geraten zwischen zwei Welten: ihre vertraute, die sie mit ihren bisherigen Lebensvorstellungen mitbringen, und die neue, ihnen noch unbekannte Umwelt mit den ihnen dort begegnenden fremden Menschen. Was folgt ist eine Art Leben zwischen vertrauter und fremder Tradition. – Die ansässigen Menschen, die Einheimischen, werden ebenfalls mit der Anwesenheit von „Fremden“ konfrontiert, die möglicherweise als Eindringlinge erscheinen. Unsicherheit und Misstrauen können auf beiden Seiten vorherrschen und müssten durch eine vertrauensvolle Begegnung schnell überwunden werden. Allen Beteiligten sollte dabei bewusst sein, dass vom ersten Zusammentreffen an bereits eine gemeinsame Gegenwart und Vergangenheit entstehen, die ausschlaggebend dafür sind, ob sie als Chance für eine gemeinsam zu gestaltende Zukunft genutzt werden können.

Günter Kühn, Jahrgang 1934, ist Wissenschaftlicher Direktor i. R., Historiker und Germanist, Autor und Herausgeber diverser Publikationen zum Themenbereich Migration und Integration.

English Abstract
Migration has been a fateful part of human existence throughout history. The causes and reasons are manifold. Migration is a far-reaching process that often starts with a breach in the previous life and leads to an existential new beginning. Migrants or immigrants find themselves between two worlds: their customary world inherent with former concepts of life on the one hand and the new social environment and interactions with strangers on the other. What follows can feel like a life in between familiar and foreign traditions. The local residents are also confronted with “strangers” who are sometimes perceived as intruders. Feelings of uncertainty and distrust can prevail on both sides and should be overcome by positive interactions as quickly as possible. All persons involved in this process should be aware of the fact that the first encounter creates a common presence and past which is crucial to grasping the opportunity to create a shared future.

Günter Kühn, born in 1934, is Scientific Director emeritus, historian and specialist in German studies, author and publisher of numerous publications on migration and integration.

This publication is available in German.